Presidents’ day – celebrating Obama

17. Februar 2009
Von Andrea Fischer

Von Andrea Fischer


Nicht, dass es noch eines Beweises bedurft hätte, dass Obamas Sieg etwas Großes und Besonderes war, man kann auch den fortwährenden Hinweisen darauf nicht entgehen. Die Freundin, Professorin an der Cornell-Universität, „betet jeden Zentimeter an, über den er geht“. Viele Autos und auch Gebäudefenster sind immer noch mit Aufklebern aus der Wahlkampagne geziert. Die Kirchengemeinde hat in ihrem monatlichen Gemeindebrief ein lesezeichen-ähnliches Zeichen eingelegt, das ein Bild von Obama schmückt und auf dessen Rückseite die wichtigen Daten im Leben des Präsidenten aufgedruckt sind. Und da ist noch der Laden mit Memorabilia, der vor seinen Schaufenstern eine Puppe mit einem Schlafanzug stehen hat, der über und über mit dem stilisierten Symbol der Wahlkampagne bedruckt ist.

In Union Stadion, dem Bahnhof von Washington, gibt es natürlich eine Vielzahl von Souvenirläden, alle fein ausgestattet und gestaltet. Da ist der Laden, der unter dem Titel „Capital Art“ Bilder anbietet, auch solche mit dem blühenden Kirschbäumen im Frühjahr rund um das  Tidal Basin, einen kleinen See in der Nähe der National Mall, an dem die Memorials für Thomas Jefferson und Franklin Delano Roosevelt liegen. Aber vor allem bietet er eine  Vielzahl von Bildern von Obama und seiner Familie an: er mit seiner Frau beim Inauguration-Ball, er mit seinen Kindern, und auch stilisiert in einem Superman-Kostüm.

Natürlich hat der Laden auch Bilder früherer Präsidenten im Angebot, nur Bush ist nicht dabei. Im Laden unter dem schönen Titel „Making History“ wird nicht nur mit vielen Büchern Obama gehuldigt, sondern machen verbilligte T-Shirts von Hillary Clitons Kampagne deutlich, wie schnell man Geschichte wird.

Alle großen Magazine haben Sonderausgaben aus Anlass der Amtsübernahme veröffentlicht, natürlich mit vielen klugen Artikeln, vor allem aber mit vielen Bildern. Das Magazin Newsweek veröffentlicht auch Stellungnahmen von vielen prominenten US-Bürgern, die damit sagen wollen, wie viel ihnen Obamas Wahl bedeutet. Der Schauspieler Sidney Poitier, der in den 60er Jahren zu einem der ersten Schwarzen mit großem Erfolg auf der Leinwand wurde, wird mit den Worten zitiert:  „Obama bedeutet eine Welt, von der ich nie glaubte, sie würde kommen. Zumindest nicht eine, die ich selber erleben würde.“

Allgegenwärtige Unterstützung für Obama

Presidents´ Day, das ist ein nationaler Feiertag in den USA, gewidmet dem Gedächtnis zunächst der Präsidenten Washington und Lincoln, seit den 70er Jahren - dem Gedächtnis aller ehemaligen Präsidenten gewidmet. Heute hat eine Umfrage von CNN ergeben, dass Lincoln und Washington ganz oben im Gedächtnis der Nation sind, auf dem 35. Platz liegt am schlechtesten von allen modernen Präsidenten George W. Bush. Keine echte Überraschung.

Aus aktuellem Anlass wurde auch der ehemalige Präsident Clinton interviewt. Eine vorab besonders gern zitierte Passage ist seine Antwort auf die Frage, ob er sich jetzt als Hausmann sieht. Nein, sagt er, er sei zu calvinistisch als dass er nicht arbeiten gehen könne. Vor allem aber sagt er, dass die Amerikaner sicher Obama eine Zeit geben würden, damit sein Förderpaket wirken könne. Ein Jahr mindestens, so glaubt Clinton, wird die Bevölkerung Geduld haben mit der Hoffnung auf eine Erholung der Wirtschaft.

Clinton also ist sich sicher, dass Obama einigen Kredit in der Bevölkerung hat. Eine schlechte Nachricht für die Republikaner, die sich im PR-Krieg um die Deutungshoheit über das Gesetzespaket der Regierung weiter abmühen, dem nicht empörten Publikum zu erklären, warum die Maßnahmen ein „Diebstahl an künftigen Generationen“ sind. Vorerst haben sie diesen Kampf verloren. Ob das ein Omen für die künftigen Auseinandersetzungen ist? Auf jeden Fall wird es nicht leicht gegen ein solches Bild des Präsidenten.

Andrea Fischer, ehemalige Bundesministerin für Gesundheit, ist Kommunikationsberaterin und publizistisch tätig, unter anderem als Kolumnistin beim Berliner "Tagesspiegel" und der "Financial Times Deutschland".